Ich bin ein Berliner!

Lecker Berliner!Seit ziemlich genau einer Woche lebe ich nun in der pulsierenden Hauptstadt unseres schönen deutschen Landes. Hergeführt hat  mich die zweifelhaften Ehre, meine geistige Reifephase für eine profilbildende Berufserfahrung unterbrechen zu dürfen.

Heißt im Klartext: Pflichtpraktikum, nix mehr mit studieren, ab zum Kaffeekochen. Die Prophezeiung des Praktikantenschicksals drückte mir schon vor dem Antritt meiner Berlinreise stark aufs Gemüt. Doch war ich zuversichtlich, dass bei meinem Arbeitgeber alles anders werden würde. Ich sollte recht behalten, denn hier muss nicht jeder nur seinen Kaffee selbst kochen, sondern ihn auch noch aus eigener Tasche finanzieren und beschaffen. Ich war geschockt: Hatte man in den neuen Bundesländern noch nichts von dem Grundbedürfnis eines Büroangestellten nach 2-3 Litern Kaffee am Tag gehört? Das kollektive Kaffeekochen in der Küche fördert zwar sicherlich die Kommunikation unter den Angestellten, doch unterbricht es den Arbeitsfluss zuweilen erheblich.

Die Sache mit dem Schlüssel 

Mir blieb also mehr Zeit für interessante Aufgaben. Auch vor und nach der Arbeit. Zum Beispiel durfte ich gleich nach meiner Ankunft in Berlin die Erfahrung machen, dass koreanische Autos einen seltsamen Sinn für Humor haben: Nachdem ich meine Wohnutensilien zur Hälfte ausgepackt und in meinem neuen Zimmer verstaut hatte, befand sich der Autoschlüssel nicht mehr da, wo er sein sollte. Weder in meiner Hosentasche (dort befand sich nur ein verheddertes Kopfhörerkabel), noch irgendwo im Zimmer. Der Autoschlüssel hatte sich seines Namens besonnen und den Platz ausgesucht, an dem er zu Hause war: Das Auto. Blöderweise befand er sich alleine dort. Ohne seinen Besitzer. Der stand nämlich plötzlich vor dem Auto und kam nicht mehr hinein, denn der intelligente Koreaner-Jeep hatte sich wohl gedacht: „Hej, ich stehe schon mehr als fünf Minuten offen herum. Ich schließe lieber mal alle Türen ab, damit mich keiner klaut.“ Nun, das Auto wurde in der Tat kein Opfer eines Diebstahls, dafür musste es mit den Konsequenzen eines herzhaften Fußtritts leben. Mein Aggressionspegel  war sprunghaft angestiegen und konnte nur mithilfe physischer Kraftausübung wieder auf ein normales Level gebracht werden. Eine halbe Stunde später schaute ich gleichzeitig amüsiert und besorgt dabei zu, wie ein ADAC-Mitarbeiter die Karre professionell aufbrach und der Mensch schließlich doch noch über die Technik siegte. Letztlich hatte der automatische Verschließmechanismus also weder dem Auto noch mir etwas gebracht: Dem Koreaner wurde gezeigt, wie etwas geschah, was er eigentlich verhindern wollte und mir wurde eine ADAC Premium-Mitgliedschaft aufgedrückt, durch die das mickrige Praktikantengehalt gerade noch für einen vollen Tank reicht.

Ab heute werde ich nun versuchen, regelmäßig von meinen Erfahrungen in Berlin zu berichten. Ich bin sehr zuversichtlich, dass 3 Monate Praktikum und eine nie schlafende Hauptstadt genügend Stoff für Erzählungen liefern. Man darf gespannt sein…